Liebe Leser*innen,
#Jahrhundertprojekt – dieses Schlagwort nutzt die Schweiz in der Kommunikation über ihren Endlagerstandort. Ein Jahrhundertprojekt – das ist die Entsorgung hochradioaktiver Abfälle auch in Deutschland. Für die Endlagerung dieser gefährlichen Abfälle suchen wir nicht irgendeinen Standort. Wir suchen in einem vergleichenden Verfahren den bestmöglichen Standort, der den sicheren Einschluss des Atommülls für eine Million Jahre gewährleistet. Diesem Ziel haben sich auch Zeitvorgaben unterzuordnen.
Eine Standortentscheidung im Jahr 2031, wie im Standortauswahlgesetz wortwörtlich „angestrebt“, ist kein realistisch zu erreichendes Ziel für ein so einmaliges gesamtgesellschaftliches Großprojekt. So ehrlich müssen wir sein. Politischen Willen mit der Realität abzugleichen – das gehört zu einem wissenschaftsbasierten, lernenden und transparenten Verfahren dazu. War es deshalb falsch, dass der Gesetzgeber diesen Zeitpunkt fixiert hat? Ganz und gar nicht! Denn diese enge Zielvorgabe hat geholfen, das Verfahren zügig ins Laufen zu bringen und notwendige Strukturen schnell aufzubauen. Diesen Schub braucht das Verfahren auch weiterhin.
Mit der Erfahrung der vergangenen fünf Jahre seit Neustart der Endlagersuche, dem Wissen über Datenbestände und Bearbeitungszeiten für die methodischen Umsetzungen können wir die nun anstehenden Arbeiten bis zum Standortregionen-Vorschlag realistisch abschätzen. Unser Fokus liegt dabei auf einer möglichst zügigen Ermittlung von Standortregionen, die wir so gewissenhaft wie nötig im stetigen Austausch mit der Öffentlichkeit durchführen werden.
Für eine zeitliche Abschätzung der späteren Phasen und Erkundungen gibt es noch viele Unbekannte. Ob eine Standortfestlegung im Jahr 2046 oder 2068 wahrscheinlicher ist, hängt dabei von vielen Faktoren ab; und nicht nur von der BGE. Es gilt nun, über die verschiedenen Annahmen und Einflussfaktoren mit Blick auf mögliche Chancen und Risiken zu diskutieren – mit dem Bundesumweltministerium (BMUV), dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und mit der Öffentlichkeit.
Am 13. Januar 2023 werden wir im Rahmen eines öffentlichen Workshops des Planungsteams Forum Endlagersuche (PFE) einen Zeitplan für die Eingrenzung der 90 Teilgebiete auf wenige Standortregionen vorstellen und einen ersten Ausblick auf die weiteren Phasen geben. Wir freuen uns, wenn Sie sich die Zeit nehmen, dabei zu sein. |